Am 12.Oktober 2025 begaben sich 16 Lauftrefflerinnen und Lauftreffler auf eine Stadt-Wander-Tour.
Neben der schönen Natur begleiteten uns der Herbst, Gartenschauen, ein 164 Jahre junger Verschönerungsverein, Raubritter aus dem tiefsten Mittelalter, der württembergische Adel, baubegeisterte
Bürger, öffentliche Ämter - die Millionen Sanierungs-Euros ausgeben oder auch nicht.
Und nicht zuletzt unsere Geschichte mit Höhen und Abgründen.
Die, die nicht dabei waren, haben viele Eindrücke verpasst:
- zu einem Baum, der vor vielen, vielen Jahren gepflanzt wurde und dabei nach einem Literaten benannt wurde.
- zu einem Platz einer ehemaligen Burg mit hellen Besitzern, die im 12. Jahrhundert Kaufleute und Transporteure nach dem Motto „Geld oder Leben“ bestohlen
hatten.
- zu zwei Gebäuden, von denen ein Stuttgarter eines für seine Frau und deren Freundinnen bauen ließ und ein zweites für sich und
seine Freunde sowie für sein Ballsport-Hobby.
- zu einem Platz, der nach einem tödlich duellierten Adligen benannt wurde. Auf dem ein sehr
schöner Brunnen mit einer Figur steht, die einst für einen großen Skandal sorgte. Auf dem viel später noch ein Denkmal für einen einzigartigen Künstler gestellt wurde, der dort zur Schule
ging und dessen Karriere dort begann.
Auf dem sich Informationen durch eine Zufallsbegegnung ergänzten.
- zu einem Insektenhügel, der dann nach einem anderen Dichter umbenannt wurde. Ein Hügel, der sich auch zur Pause eignete und auf dem nebenan zwei Esel ebenfalls pausierten und zu Mittag
grasten. Mit tollen Ausblicken.
- zu einem verfallenden Park, der seit wenigen Monaten für geplante 100 Mio EURO neu gestaltet wird. Allerdings auch mit toll erhaltenen und etwas versteckten, mit Rosen umwachsenen,
Arkaden.
- zu dessen herrschaftlichen Hauptgebäude, das seit rund 20 Jahren vergammelt und verfällt, weil bisher mehrfach die Eigentümer wechselten und alle
Versuche anderweitiger Nutzung scheiterten. In dem vor über 100 Jahren zwei Frauen wohnten, die durch ihren Einsatz für die medizinische Versorgung der Bevölkerung und für Frauen am Rande
der Gesellschaft gegen massivste Widerstände bis heute wirkende Meilensteine geschaffen haben.
- zu einer ausgiebigen äußerst leckeren Kaffee- und Kuchenpause mit warmem Wasser unter unseren Füssen.
- zu einem schönen Schloss, das niemals bewohnt wurde.
- zu einem Park mit uralten Bäumen im Indian-Summer-Look
- zu drei 2-höckrigen 4-Beinern hinter Zäunen
- zu einem Park mit einer Ruine einer ehemaligen Villa. Welche im Laufe der Zeit drei verschiedene Eigentümer hatte.
Wegen Wohnungsnot durch ein Unternehmen angemietet und noch für wenige Monate zu 7 Wohnungen umgebaut wurde, bevor die Villa dem Bombenkrieg zum Opfer fiel.
- zu diesem Park, der seit 81 Jahren trotz dem vorübergehenden künstlerischen Invest in Teilen vergammelt. Auf dessen Springbrunnen
eine „Bastion“ gebaut wurde, die überragende Rundumblicke zulässt.
- zu einem „Külle“-Park, dessen Name wohl von den Kelten herkommt. Der lange Zeit auf ganzer Fläche wirtschaftlich ausgebeutet
wurde. Seit 88 Jahren durch eine Gartenschau der Erholung dient. Der einen Turm 11 Jahre zu spät bekam und der 24 Jahre später bereits wieder abgerissen wurde. Der nach 26 turmlosen
Jahren, vor 24 Jahren, mit 8 Jahren Verspätung, doch noch einen modernen Turm bekam, der heute noch steht und sehr schöne Ausblicke zulässt. Letzteres gelang allerdings nur durch die
Finanzierung im Rahmen einer Treppenstufen-Spendenaktion durch einen 164 Jahre jungen Verschönerungsverein.
- Dessen Parkauflösung vor 25 Jahren in der Stadtverwaltung wegen Geldmangel bereits erwogen wurde und im Gemeinderat wohl
beschlossen worden wäre, wenn, ja wenn nicht dieser 164-jährige junge Verein...
- Dessen wirtschaftlichen Gebäude von November 1941 bis August 1942 für die sogenannte „Endlösung“
in Württemberg benutzt wurden – zur „Umsiedlung“ von 2.000 bereits komplett entrechteten jüdischen Kindern, Frauen und Männer. Diese Menschen wurden in drei Deportations-Transporten mit der
Reichsbahn in verschiedene Vernichtungslager im Osten verschleppt und dort getötet. Unter den Opfern beim dritten „Transport“ im August 1942 befand sich auch ein Gomaringer – Dr. Sally
Adamsohn. Er praktizierte bis 1925 als Hausarzt in Gomaringen und wurde wenige Tage nach seiner Ankunft in Theresienstadt 79-jährig umgebracht - zu der ersten Gartenschau 1950 – „es war ja
nichts gewesen“ – bis zum 2007 erfolgten Umzug von jährlichen wirtschaftlichen Mehrfachveranstaltungen vom Stuttgarter Norden in den Stuttgarter Süden.
- zu einer erholsamen U-Bahn-Rückfahrt vom „Külle“ ohne Umstieg nach
Degerloch.
Nach ca. 9 Stunden inkl. aller PKW- und S-Bahn-Fahrzeiten + Pausen ging ein langer, schöner Herbsttag mit Eindrücken, Aus- und Einblicken zu Ende.